Herrn Schaffenichts neues Leben – Nach Schlaganfall erhält 54-Jähriger Job in Versandapotheke

Halle/MZ/MIT, 21. Juni 2013
Nach dem 25. November 2009 war Uwe Schaffenichts Leben nicht mehr das, was es vorher war: Mitten in der Nacht erlitt der Hallenser einen Schlaganfall. Seine rechte Körperhälfte ist seitdem gelähmt. Und wird es wohl immer bleiben. Deprimierende Aussichten – in körperlicher, beruflicher und finanzieller Hinsicht. Heute hat der 54-Jährige Grund, optimistisch nach vorn zu schauen. Trotz eingeschränkter Leitungsfähigkeit hat er seit gestern eine berufliche Perspektive: bei der Versandapotheke „Zur Rose“.

In der Firma in der Thüringer Straße arbeitet Schaffenicht nun in der Auftragserfassung angestellt, tippt Daten von Kunden ein. Täglich fünf Stunden. „Die Arbeit gefällt mir. Auch mit den neuen Kollegen komme ich gut hin. Es ist wie ein neues Leben“, sagt er. Dabei hätte der Schlaganfall zu einer „Katastrophe“ (Schaffenicht) führen können: Der Dautzscher war bis dahin selbstständig mit einer Videothek. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung hatte er nicht, Rentenbeiträge hatte er über Jahre auch nicht gezahlt.

„Wir waren mehr als skeptisch“, sagt Michael Küchler vom Berufsförderungswerk Sachsen-Anhalt. Das Bfw ist eine Tochter der Rentenversicherung und hat Schaffenicht in den letzten zwei Jahren wieder fit fürs Berufsleben gemacht. Neurologisches Trainingszentrum, berufliche Fortbildung, Praktika. Mit seinem Handicap und seiner Vorgeschichte war Schaffenicht ein schwieriger Fall. „Etwas anderes, als zurück ins Arbeitsleben, hätte es nicht gegeben. Er hätte nicht einmal Hartz IV bekommen“, so Bfw-Integrationsmanagerin Nadine Sommer. Laut Küchler war die größte Hürde, eine Firma zu finden. „Zur Rose“ sei ein Glücksfall. „Die Integration benachteiligter Menschen ist eine wichtige Erfahrung für unsere Mitarbeiter“, sagt Zur-Rose-Personalchefin Sabine Schaffarczyk.

Derzeit betreut das Bfw 500 Personen, die nach Krankheit oder Unfällen wieder in Arbeit gebracht werden sollen. Damit Schaffenicht langfristig integriert ist, zahlt die Rentenkasse nun ein Jahr lang Lohnzuschüsse. Zudem unterstützt sie die Anschaffung von Spezial-Arbeitsmitteln, wie einer Einhand-Tastatur. Schaffarczyk plant langfristig mit Schaffenicht. Bereits zehn ihrer 88 Mitarbeiter seien über verschiedene Integrationsprogramme in die Firma gekommen.
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Artikel aus der Mitteldeutschen Zeitung – 21.06.2013